Tag 7 – Tjäktja-Pass
Ein sehr anstrengender Tag – noch anstrengender als vermutet! Der Kommentar des Hüttenwirts der Nallo-Stugan lautete: “If you are careful, everything is possible. You are young!”. Hätte uns das vorwarnen sollen?
Wie geplant starten wir den Tag früh. Leider ist der Himmel im Gegensatz zu den letzten beiden Tagen sehr grau und bedeckt. Kurz nach 5 Uhr starten wir in Richtung Tjäktja. An der Nallo-Hütte vorbei müssen wir den Wasserfall rechts passieren. Schon beeindruckend, so aus der Nähe! Der weitere Anstieg ist so richtig anstrengend -er zieht sich ewig in die Länge. Und das größte “Entsetzen” folgt dann beim Glick nach einer Bodenwelle nach oben: Schneefelder, Geröll und ein Fluss, über dem der Schnee nicht sehr vertrauenserweckend und stabil aussah… Die Überquerung dieser Hürde dauert ewig. Der eigentliche Weg verläuft im Sommer vermutlich komplett anders, ist aber durch die spätwinterlichen Bedingungen erschwert.
Nach der sehr anstrengenden Querung eines steilen und rutschigen Hangs wartet ein sehr steil ansteigendes Schneefeld auf uns. Besonders mulmug wird es uns, als Alexander an einer Stelle durchbricht und tief unter sich den Boden sieht. Danach brauchten wir erstmal ein Pause. Zwischendurch setzt ab und zu leichter Regen ein, hält sich aber noch in Grenzen. Das nächste größere Schneefeld macht mir deutlich zu schaffen, denn ein Abrutschen hätte ein langes Rutschen bis tief ins Tal bedeutet.
Oft haben wir die Wahl, Schneefelder zu passieren, oder sie mit großen Umwegen zu umlaufen. Im Lauf des Tages entscheide ich mich immer häufiger für das Umlaufen, da meine Stiefel immer nasser werden und ich sie etwas schonen möchte.
Wenn wir nicht gerade auf oder um Schneefelder laufen, kämpfen wir uns über endlose Geröllmassen. Der einzig positive Gedanke ist, dass es nach dem Anstieg sehr lange bergab bis Tjäktja gehen wird. Die Geröllfelder strapazieren meine Nerven – und Beine – heute wirklich sehr. Die Zahl der Stürze und Stolperer kann ich nicht mehr zählen. Der Tag war wirklich schmerzhaft, aber Schlimmeres ist nicht passiert.
Am höchsten Punkt angekommen sehen wir, wie sich unser herbeigesehnter Abstieg gestaltet: Schneefelder und Geröll! So hatten wir uns das nicht vorgestellt! so langsam wünsche ich mir, wir hätten die wohl viel leichtere Route direkt nach Sälka gewählt! Ich hab das Gefühl, dass man Gelenke und Bänder mächtig strapazieren kann, wenn man mit schwerem Gepäck stundenlang über Geröllfelder läuft…
Der Weg von Nallo nach Tjäktja ist im Sommer sicher viel einfacher zu bewältigen, da die Schneefelder den Weg dann nicht mehr behindern. So sind wir immer wieder gezwungen, Umwege zu laufen, die sonst sicher nicht nötig sind. Irgendwann ist auch der Abstieg geschafft, und wir wollen uns eine ausgiebige Mittagspause gönnen. Genau in diesem Moment fängt es an zu regnen – das ist nun wirklich die Krönung! Also geht es recht schnell weiter in Richtung Sälka.
Nun haben wir den Tjäktja-Pass vor uns, vor dem wir uns nach der bisher bewältigten Etappe nicht mehr fürchten. Wir merken auch sofort, dass wir uns wieder auf dem Kungsleden befinden: Über Geröll und feuchte Stellen führen meist Bohlenwege, und in Schneefeldern müssen wir nur den Spuren folgen. Am höchsten Punkt angekommen, verbringen wir einige Zeit in einer Schutzhütte, da es mal wieder zu regnen anfängt. Erst nach dem Weitergehen bietet sich uns der vorausgesagte und erwünschte grandiose Blick: Weit vor uns erstreckt sich das Tal, in dem der Kungleden weiter entlang führt. Da das Wetter recht grau ist, entschließen wir uns kurzerhand, noch auf der Anhöhe unser Zelt aufzuschlagen. So haben wir die Hoffnung, morgen bei hoffentlich besserem Wetter, etwas bessere Fotos machen zu können. Wirklich ein traumhafter Zeltplatz!
Heute war es wirklich anstrengend. Zur Belohnung gibt es heute vor dem Zelt das Gericht, worauf ich mich den ganzen Tag gefreut habe: Milchreis :-) Süß, klebrig, sättigend :-)
Morgen wollen wir wieder früh los, um in Ruhe wandern zu können. Hier scheinen schon ein paar mehr Leute unterwegs zu ssein. Morgen müssen wir auch in Sälka Proviant nachkaufen. Insgesamt fühle ich mich heute sehr zufrieden. Wir haben echt was geschafft! Morgen hoffen wir auf gutes Wetter – zumindest am Morgen für das perfekte Foto ;-)