Tag 6 – Nallo
Wir haben uns entschieden, eine weitere Nacht bei Nallo zu verbringen. Wir befürchten mehr Leute und Mücken auf dem Kungsleden und wollen noch ein Weilchen diesen schönen Ort genießen. Heute liegt eine Tageswanderung hinauf in die Berge in Richtung Unna Räitastugan an. Eigentlich wollen wir früh starten, entwickeln uns aber langsam zu Schlafmützen. Zudem war die Nacht recht kalt, so dass ich erst gar nicht recht Schlafsack und Zelt verlassen möchte.
Nach dem Frühstück beginnen wir mit leichtem Gepäck den Anstieg. Recht bald können wir die durch die ersten Schneefelder stapfen. Bald erreichen wir den Reaiddajavri, einen noch halb zugefrorenen See in den Bergen. Dieses schöne Motiv nutzen wir für eine ausgedehnte Pause.
Der eigentliche Anstieg kommt ja erst noch: Der Hüttenwirt in Nallo hat uns die Strecke als “very stony” beschrieben – und er hat nicht zuviel versprochen. Über endlose Geröllfelder kämpfen wir uns nach oben. Es ist einer von diesen gemeinen Anstiegen, die einem immer den Gipfel vorgaukeln, am Ende aber aus vielen Bodenwellen bestehen.
Schließlich im Hochtal angekommen, wartet eine Überraschung auf uns: Der Gletscher, wegen dem wir hier hochgekommen sind, ist erneut von einer großen Geröllhalde verdeckt – vor der auch noch das bisher größte Schneefeld der Wanderung lag. Mit leichtem Gepäck sind wir aber gut in der Lage die Hindernisse zu überwinden. Im Schneefeld können wir zum Glück leicht auf der Schneedecke laufen, ab und zu aber auch mehr als knietief einsinken. Es ist schon witzig, sich bei strahlend blauem Himmel mit kurzen T-Shirts durch den Schnee zu kämpfen.
Der darauf folgende Anstieg über die Geröllhalde ist etwas unangenehm, da die Steine recht lose übereinander liegen und schnell ins Rutschen kommen. Der Blick auf den Gletscher entlohnte für die Mühen: Über einem fast noch gefrorenen Gletschersee in türkisgrün erhebt sich der Gletscher. Ein perfekter Ort für eine ausgiebige Pause!
Die Hütte können wir aus der Ferne schon erkennen, sie ist allerdings heute nicht unser Ziel. Stattdessen machen wir uns langsam auf den Rückseg. Der Weg bergab über Geröllfelder ist zwar weniger kraftraubend, aerfordert allerdings jeede Menge Konzentration. Beim Abstieg bekommen wir heute zum zweiten Mal die Möglichkeit, Rentiere ganz aus der Nähee zu fotografieren. Wir erwischen sie gerade, als sie eine Pause im Schnee liegend verbringen. Wie heute Vormittag setzen wir uns auf den Boden in der Hoffnung, so weniger bedrohling zu wirken. Und das wirkt! Heute gelingen uns ein paar gute Rentier-Fotos.
Beim Fotografieren eines Bachlaufs an einem kleinen See erlebe ich den ersten Sturz des Jahres. Man sollte sich beim Hinhocken in einem Bach eben nicht ausschließlich auf die Kamera konzentrieren! Rücklings falle ich wie in Zeitlupe formvollendet auf einen Stein in einem feuchten Ausläufer des Baches. Aber wichtig – der Kamera ist nichts passiert. Und auch ich jammere eher, als dass es ernsthafte Blessuren gibt.
Der Weg zurück zum Zelt kommt uns unheimlich lang vor. Den ganzen Tag über sind wir eigenartigerweise hungrig. Und am Zelt angekommen dann auch ziemlich kraftlos! Abhilfe schafft zunächst eine Kaltschale und zum Abendessen unsere Spezialität: 4x BP-5-Riegel in Unmengen Wasser eingeweicht und mit Gemüsebrühe gewürzt. Macht pappsatt und schmeckt überraschend lecker. Ein großes Verlangen nach Süßem verleitete uns auch noch zum Verzehr unseres Snickers-Riegels. Alles genossen im Sonneneschein vor unserem Zelt – herrlich!
Morgen wollen wir ernsthaft früher aufbrechen. Sollte es wieder so sonnig werden, wollen wir die ersten heftigen Anstiege möglichst nicht in der Hitze absolvieren müssen. Außerdem sollten wir nach unseren gemütlichen Tagen mal wieder ein wenig Strecke zurücklegen.
Momentan ist es wirklich warm! Sonnenschutz ist zwingend nötig. Da die Nacht vermutlich wieder kalt wird, bin ich schon komplett in Thermounterwäsche im Schlafsack eingewickelt. Es ist etwas warm ;-) Es ist 17.37 – Schlafenszeit ;-)