Etappe 5 – Im Kaskasavagge
Die erste Nacht, in der ich gut schlafe – wie schön!
Am Morgen wärmt wieder die Sonne das Zelt. Was mich zu einer waghalsigen Aktion verleitet: Zum ersten Mal in meinem Outdoor-Leben wasche ich mir meine Haare im Fluss! Was in der Sonne gar nicht so kalt ist, wie befürchtet. Und es fühlt sich sooo gut an ;-)
Mein geliebter Haferbrei zum Frühstück ist doch besser als gedacht und gibt Kraft für die heutige Etappe – landschaftlich die schönste bisher. Die Sonne scheint überall, nur nicht da, wo wir uns gerade befinden. Na prima. Wir steigen hinab in Richtung Kaskasavagge mit herrlichen Aussichten. Wir fühlen uns beide ans Ruothesvagge im Sarek erinnert. Weit unten rauscht der Fluss Gaskkasjohka, den wir heute irgendwann auch noch queren müssen. Aber zuvor genießen wir eine schöne Frühstückspause mit Gletscherblick.
Irgendwann lässt es sich nicht vermeiden: Wir müssen ans andere Flussufer. Wir suchen lange nach einer geeigneten Stelle und wählen schließlich eine recht breite aus. Wir entledigen uns unserer Hosen und Schuhe – und auf geht´s. Schrecklich. Die dämlichste Flussquerung meines Lebens. Schon nach wenigen Schritten rutsche ich in der starken Strömung weg und stehe bis zu den Unterhosen im Wasser. Um mich herum rauscht es heftig, und ich stolpere mühsam von rutschigem Stein zu rutschigem Stein. Die Strömung hätte ich gar nicht so stark eingeschätzt! Zum Glück gibt es Adrenalin: Von der eisigen Kälte des Wassers spüre ich rein gar nichts mehr, es zählt nur noch das andere Ufer. Und so brülle ich mir selbst Kommandos zu, die mich vorantreiben. Bestandsaufnahme am Ufer: Unterhose nass, Jacke und Hemd bis zum Ellbogen nass, Fototasche nass, Schuhe leicht nass. Nun ja. Positiv ist zu vermerken, dass mir das eisige Wasser nichts ausmacht. Dank moderner Funktionsbekleidung und dem kräftigen Gegenwind (den ich zuvor noch verflucht habe), ist alles zum Glück bald wieder halbwegs trocken. Aber das hat mich jetzt wirklich Nerven gekostet!
Die nächsten Nerven lassen wir beim Queren mehrerer unangenehmer Geröllfelder. Meine Knöchel leiden heute ziemlich, und auch der Geröllschutz meiner Wanderstiefel bröselt so langsam vor sich hin. Entschädigt werden wir durch absolute Einsamkeit und traumhafte Ausblicke auf die umliegenden Gipfel und Gletscher. Es ist einfach schön: Egal, in welche Richtung man blickt: Überall bietet sich ein herrlicher Anblick!
Die Seen im Kaskasavagge sind teilweise noch mit Eis und Schnee bedeckt. So ist es kein Wunder, dass wir noch mehrere Schneefelder queren müssen, die teilweise von der Sonne schon aufgeweicht sind. Ganz so, wie ich es besonders mag.
Am Rand eines der Seen im Kaskasavagge verläuft der Weg laut Karte zwischen dem Ufer und einer steilen Kante. Und tatsächlich bleibt da nicht viel Platz für einen Weg – ziemliches Gekraxel über teilweise sehr große Gesteinsbrocken muss bewältigt werden. Aber sogar das macht irgendwie Spaß :-)
Unseren Zeltplatz schlagen wir inmitten dieses schönen Bergpanoramas auf und können noch einige eit die Sonne genießen. Zum Abendessen gib es BP5-Brei mit Thai-Curry und Rosinen – ich liebe es!
Fühle mich unglaublich müde heute und freue mich auf die Ruhepause im Zelt.