Tag 6 – Zurück auf dem Kungsleden

Samstag, 18. August 2012

Wir werden um 6.15 Uhr von der Sonne geweckt, es herrscht also erneut gutes Wetter. Wir frühstücken und kommen recht langsam in die Gänge. Trotz des Sonnenscheins weht ein frischer Wind, so dass es nicht so richtig warm ist. Wir entscheiden, die ersten Meter durch das Tal zu gehen in der Hoffnung, dass es nicht zu sumpfig ist. Die Hoffnung erfüllt sich nicht. Es ist sehr nass und morastig, hoffentlich halten die Schuhe dicht. Wenig später wird es trockener, und wir nehmen den seichten Anstieg in Angriff. Rechts von uns liegt ein kleiner See, dahinter öffnet sich ein schöner Blick auf das Tal und die Berge. Zeit für eine lange Fotopause!

Alexander baut die Großformatkamera auf und macht ein paar Aufnahmen. Ich genieße derweil den schönen Ausblick. Ich liebe diese weiten Landstriche mit den sanften Hängen, die in Streifen von der Sonne beschienen werden und in Ansätzen leichte Herbstfarben zeigen. Im Grunde ist die Landschaft hier wenig spektakulär und ist einfach nur weit und einsam – und genau das liebe ich! Der weitere Weg läuft sich angenehm über trockene Wiesen. In der nächsten Pause entdecken wir große, graue Wolken, die sich von zwei Seiten näher schieben. Vorsichtshalber packen wir die Kameras wasserdicht ein und haben die Regensachen in Griffweite. Bereits wenig später geht es steil bergab und wir treffen auf den Kungsleden.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell sich die Landschaft und die Vegetation ändern. Von der einsamen Weite vor wenigen Kilometern sehen wir nun wieder Bäume und schroffe Abhänge vor uns. Das erste Stück auf dem Kungsleden lässt sich richtig schlecht gehen, es ist sehr steinig und ausgetreten. Im Grunde weiß ich das ja vorher, aber irgendwie erliege ich immer wieder dem Irrtum, dass ein Weg doch einfacher zu bewältigen sein müsste, als das Wandern durch weglose Bereiche. Über uns grollt schon wieder der Donner, doch nach wie vor bleibt es trocken. Und dann ist es soweit: Nach fünf Tagen treffen wir auf den ersten anderen Wanderer. Insgesamt werden es 12 an diesem Tag.

Irgendwann beginn es doch zu regnen, so dass wir uns in die Regenkleidung werfen. Das ärgerliche am Regen ist ja immer, dass man irgendwie doch immer nass wird, egal wie atmungsaktiv die Sachen auch sein mögen. Und so schwitzen wir mächtig, während der Regen auch schon wieder nachlässt. Der Weg führt nun immer mitten durch den Wald, leicht bergauf und bergab, über Steine und Wurzeln. Irgendwie mag ich das Stück hier nicht. Vielleicht fehlen mir die Weite und die schönen Aussichten. Und der Weg zieht sich auch in die Länge. Alexander hat heute Probleme mit seinem Rücken und zählt die Meter bis zu unserem heutigen Etappenziel.

Wir gehen an der Pårte-Stugan vorbei, folgen immer dem Kungsleden und schlagen etwa 2,5 Kilometer davon entfernt unser Zelt auf. Zeltplätze gibt es hier nicht allzu viele, so dass wir gleich zuschlagen. Wir kommen also im trockenen Wetter an und campen direkt neben einem Bach – super. Zwar gehen immer mal wieder Leute nah am Zelt vorbei, aber das lässt sich hier nicht vermeiden. Zum Abendessen gibt es heute BP5-Brei mit Thai-Curry-Geschmack – äußerst lecker! Danach noch Tomatensuppe und Gemüsebrühe, wir lassen es uns gut gehen! Das Kochen ist heute wenig spaßig, hier im Wald sind die Mücken sehr zahlreich und gefühlt auch aggressiver als in den Bergen. Insgesamt komme ich trotzdem recht gut mit den Biestern klar. Sie nerven uns sind lästig, das sicher. Aber mit den neuen mückendichten Sachen bin ich gut gerüstet, und für die freiliegenden Hautschichten gibt es ja Mygga, was gute Dienste leistet.

Jetzt ist es 19 Uhr und wir liegen schlafbereit im Zelt. Morgen ein halbwegs trockener Tag wäre ein toller Abschluss dieser schönen Wanderung!