Tag 5 – Tageswanderung zum Rapadalen-Ausblick
Freitag, 17. August 2012
Ein ruhiger Tag! In der Nacht werden wir mehrfach von vorbeiziehenden Rentieren geweckt. Unser Zelt steht direkt an einem der zahlreichen Rentierpfade. Mehrfach hören wir das Trappeln der Hufe, das Läuten der Glocken und das Grunzen. Ich mag das!
Die Frühstücksvorbereitungen beginnen wieder, sobald die Sonne das Zelt wärmt. Heute gibt es wieder BP5-Brei. Bei dem schönen Wetter macht das Kochen draußen richtig Spaß. Danach steht wieder eine recht kurze Tageswanderung auf dem Programm. Wir wollen den Skierffe von der anderen Seite des Rapadalen aus betrachten.
Der Weg dorthin sollte nicht allzu weit sein. Wir beginnen mit einem kräftigen Anstieg, der recht bald sehr geröllig wird. Wir sind heute mit leichtem Gepäck unterwegs, ich trage nur meine Fototasche. Es ist doch erstaunlich, wie anstrengend mir der Anstieg trotzdem vorkommt! Sollte es sich nicht wie ein Kinderspiel anfühlen? Wir laufen weiter überwiegend über Geröll und bekommen eine richtig große Rentierherde zu sehen. Vielleicht ist genau die heute an unserem Zelt vorbeigezogen. Früher als ich erwartet habe, kommt der Skierffe in Sichtweite. Und wenig später öffnet sich der Blick auf das Flussdelta des Rapadalen. Selbst bei diesigem Wetter wie heute ist der Anblick unheimlich beeindruckend! Auch wenn wir heute kein sinnvolles Foto machen sollten – allein für den Ausblick hat sich das kommen gelohnt.
Für Alexander ist gutes Fotolicht allerdings wichtiger. Er hat heute eigens die Großformatausrüstung mitgebracht. Der Plan: Fotos machen und wenn nötig länger auf das richtige Licht warten. Wir sind nicht sicher, schon den optimalen Platz gefunden zu haben. Und so geht Alexander heroisch noch weit an der Kante bergab, um die beste Stelle zum Fotografieren ausfindig zu machen. Ich soll nachkommen, wenn es sich lohnt. Irgendwann ist er nur noch ein winziger Punkt weit unten, den ich ab und zu mit dem Teleobjektiv verfolge. Anscheinend ist der Blick von dort unten nicht großartig besser, denn er kämpft sich den ganzen Weg wieder hinauf. Und nun warten wir. Zwei Großformatbilder werden auch nicht optimalem Licht gemacht – irgendwas will man ja in jedem Fall mit nach Hause nehmen. Ich lese, wir warten und beobachten besorgt das Wetter. In der Ferne sehen wir Regenschwaden, die uns hoffentlich verschonen, auch Donnergrollen ist zu hören.
Irgendwann geben wir auf: Es fängt an zu tröpfeln, der Regen scheint näher zu kommen und die Hoffnung auf viel Sonne und eine tolle Ausleuchtung des Rapadalen ist sehr gering. Der Rückweg wird dann schnell zu einem regelrechten Tempomarsch – der Regen ist allerdings schneller als wir. Zu Beginn wirkt die Stimmung schon sehr außergewöhnlich: Über uns grollt der Donner, Regenschwaden hängen in der Luft, es herrscht eine außergewöhnliche Lichtstimmung – und wir teilen die Hochebene mit hunderten von Rentieren. Doch nur wenig später kann man dem Wetter nichts Positives mehr abgewinnen: Es schüttet in Strömen, die Steine werden rutschig und überhaupt: Regen macht einfach keinen Spaß.
Am Zelt angekommen schnappe ich mir unsere Wassersäcke, um Nachschub zu holen. Der erste Bach ist natürlich ausgetrocknet, das sumpfige Tal steht dafür mächtig unter Wasser und der Himmel dreht seine Schleusen noch ein wenig stärker auf – prima! Ich fülle die Wassersäcke am nächsten größeren Bach auf und kämpfe mich zurück hinauf zum Zelt. Und dort ist zunächst einmal Ausruhen angesagt. Das Prasseln des Regens auf ein Zeltdach hat ja schon auch etwas Gemütliches. Und wenn ich nicht an einen möglichen Regen morgen und die klatschnassen Sachen im Vorzelt denke, genieße ich es sogar. Zum Abendessen gibt es heute Paprika-Soja-Pfanne mit Nudeln. Eine reichliche Portion, die uns beiden gut schmeckt. Wir kochen zum ersten Mal im Vorzelt, denn draußen ist es trotz Regenpause eher ungemütlich.
Während wir uns noch einen Tee kochen, wird es draußen wieder deutlich freundlicher. Etwas Sonnenschein, leichter Wind – perfekte Bedingungen zum Trocknen der Sachen. Das Tal unter uns wird wunderschön von der sonne beschienen, die Rentiere wandern durch die Landschaft – und wir sind nach wie vor allein. Ein wenig graust es uns davor, morgen wieder auf den Kungsleden zu stoßen, die Einsamkeit hier werden wir vermissen.
Ich liege mittlerweile wieder im Zelt, denn mit dem freundlichen Wetter sind auch die Mücken wieder angekommen. Draußen zwitschern ein paar Vögel und mit der Sonne es angenehm warm hier drin. Alexander ist derweil auf einer „Hosen-Trocknungs-Wanderung“. Wie ich diese Ruhe hier genieße!