Tag 3 – Tagestour zum Axel-Hamberg-Observatorium
Mittwoch, 15. August 2012
Heute steht eine Bergwanderung zum Axel-Hamberg-Observatorium (oder auch Pårtejåkkå-Observatorium) auf dem Programm. Wir hoffen auf klares Wetter, um klare Sicht hinunter auf die Gletscher zu haben. Obwohl… eigentlich wünschen wir uns kühles und bedecktes Wetter für den Anstieg, das pünktlich wunderbar aufklart, wenn wir den Anstieg gemeistert haben. Wir wachen um 6 Uhr auf, eigentlich wollten wir früher aufstehen. Zum Frühstück kochen wir einen nahrhaften BP5-Brei, der uns Energie geben soll. Und dann geht´s los. Den genauen Weg kennen wir nicht, aber Alexander hat oft ein gutes Gespür dafür. Wir folgen zunächst in etwa dem Flusslauf, an dem einige beeindruckende Schneeschollen abgebrochen sind. Recht holprig und über einige Bodenwellen geht es stetig bergauf. Komisch… wenn man den zu besteigenden bergen näher kommt, sehen die Anstiege doch um einiges schwieriger aus, als aus der Ferne. Auf jeden Fall wird es sehr geröllig werden. Wir entscheiden uns schließlich für eine Route und beginnen mit dem eigentlichen Aufstieg. Bald besteht der Untergrund ausschließlich aus Geröll. Und Schneefeldern, die den Sommer bisher überlebt haben. Die Schneefelder sind offenbar an den warmen Sonnentagen die bevorzugten Aufenthaltsorte von Rentierherden. Diese laufen in breiten Streifen über den Schnee oder liegen einfach auf dem kalten Untergrund. Eins hat sogar eine Glocke – was ein Alpen-Feeling mit Kuhglocken verströmt. Da wir bisher noch keine Rentiere zuvor gesehen haben, vermuten wir, dass es denen einfach zu warm und mückenreich in den tieferen Lagen ist. Immer wieder hören wir ihr Grunzen, das Geläut der Glocke und das eigenartige Geräusch von unzähligen Rentierhufen, die über die Schneefelder rennen.
Der Aufstieg in Richtung Observatorium gestaltet sich anstrengend, aber insgesamt wenig kompliziert. Teilweise queren wir Schneefelder, überwiegend laufen wir allerdings auf Geröll. Irgendwann sehen wir dicht vor uns zwei Steinmännchen. Gibt es hier etwa doch einen Weg? Doch wir können keine weiteren erkennen und laufen nach Gefühl weiter. Je höher wir kommen, desto mehr öffnet sich der Blick nach links auf weitere Berge – herrlich! Das letzte Stück ist noch einmal ziemlich steil – aber das Ziel naht. Etwa 800 Höhenmeter werden beim Aufstieg überwunden.
Ich habe von dem Observatorium so überhaupt keine Vorstellung. Als es dann in Sicht kommt, muss ich einfach lachen: Was für eine eigenartige Ansammlung von Gegenständen! Eine wintertaugliche, verriegelte Hütte, und lauter angerostete und alte Aufbauten, die wohl zur Messung irgendwelcher Dinge verwendet wurden. Das Ganze wirkt hier so dermaßen eigenartig! Ich finde es einfach nur ziemlich lustig. Wir machen eine lange Pause und genießen den hart erarbeiteten Ausblick auf den Bårddejiegna-Gletscher und das vor uns liegende Tal. Ideales Fotowetter haben wir leider nicht.
Im Verlauf des Vormittages ist es diesig geworden. Den etwa 200 Meter höher liegenden Gipfel des Berges steuern wir nicht mehr an, er liegt komplett in den Wolken. Als wir den Abstieg beginnen, entdecken wir doch tatsächlich mehrere Steinmännchen. Diesen folgen wir ein ganzes Stück, bis wir die Spur irgendwann verlieren. Das Bergabgehen empfinde ich oft als noch anstrengender, als den Aufstieg. Irgendwie fühlen sich die Gelenke und Muskeln deutlich strapazierter an. Dazu kommt, dass wir uns unheimlich konzentrieren müssen auf den teilweise lose liegenden Geröllabschnitten. Wir begegnen wieder unseren Rentieren, deren Anblick uns immer erfreut. Wir haben bald keine Lust mehr, das Gehen macht einfach keinen Spaß. Schön ist die Aussicht auf ein bereits aufgebautes Zelt, das uns schon im Tal erwartet. Der Rückweg zieht sich in die Länge, bis wir unser Obdach erreichen.
Den ganzen Tag über hatten wir sonne und Wolken im Wechsel, weiterhin kein Regen. Hoffentlich hält das Wetterglück an! Wir gönnen uns eine Kaltschalte zur Erfrischung, bevor es zum Abendessen Indisches Curryhuhn gibt – lecker! Hier unten auf 1.000 Metern sind wieder deutlich mehr Mücken unterwegs, so dass Alexander viel Zeit im Zelt verbringen sollte. Er sieht aus wie ein einziger Streuselkuchen… Mir geht es soweit gut – keine wirklichen Blessuren. Alle angeschlagenen Körperteile beobachte ich kritisch, jedoch hält bisher alles durch. Sehr gut.