Tag 1 – Von Kvikkjokk in den Sarek
Montag, 13. August 2012
Ausschlafen! Naja fast zumindest. Bis 7 Uhr schlafen wir, und diese ruhigen Stunden sind wirklich nötig. Zum Frühstück gibt es einen Milchreis, Kekse und Trockenpflaumen. Das richtige Trekkingfrühstück gibt es dann in den nächsten Tagen. Wir legen die restlichen 15 km bis Kvikkjokk mit dem Auto zurück und parken hinter der Fjällstation. Nun kommen die letzten Pack-Aktionen und es ist Zeit für große Entscheidungen. Alexander nimmt nach langen Überlegungen tatsächlich die zusätzlichen 7kg Großformatkamera-Ausrüstung mit, bei mir kommt auch das Teleobjektiv mit in die Tasche. Nun ja, ist mal wieder typisch. Vermutlich – nein, ganz sicher – werden wir es bereuen.
An der Fjällstation gibt es zu meiner großen Freude Eiscreme zu kaufen. Diese Gelegenenheit lasse ich mir nicht entgehen. Und dann starten wir. Allerdings nicht ohne einen Zwischenstopp an der Rucksackwaage einzulegen. 27kg Alexander + 3 kg Fotoausrüstung, 19,5 kg + 5,5 kg sind es bei mir. Erstaunlich, dass der Rucksack am Ende doch immer viel schwerer ist, als ursprünglich gedacht. Immerhin ist eine Tagesration Wasser schon mit eingerechnet.
Egal – jetzt geht es wirklich los. Die ersten Kilometer folgen wir dem Kungsleden. Mir wurde ja angekündigt, dass wir auf diesem ersten Stück nur auf Bohlenwegen laufen werden. Von wegen! Leicht ansteigend und mäßig holprig stapfen wir durch den Wald. Nach wenigen Minuten sind wir komplett nass geschwitzt. Was für eine Hitze! Zum Wandern eindeutig zu warm. Der Weg führt anfangs durch waldiges Gebiet. Immer wieder stelle ich mir vor, wie es hier im Winter aussieht. Dank der letzten Reise im Winter sind diese Vorstellungen sogar sehr präzise. Nach dem Überqueren einer Brücke zweigt ein Weg vom Kungsleden in Richtung Pårek ab. Sofort wird der Weg schmaler und lässt sich etwas schwerer gehen. Allerdings bleibt die Wegbeschaffenheit für den Rest des Tages recht unkomplizier. Eines der bestimmenden Themen des heutigen Tages sind die Mücken. Pausen sind oft wenig erholsam, da auch kein Lüftchen weht. Mygga wirkt zumindest für eine Weile, wird nur dummerweise immer wieder weggeschwitzt. Meine mückendichte Kleiderwahl hilft gut, Alexander muss deutlich mehr leiden. Seine Konzentration beim Packen galt nämlich ganz offensichtlich der Optimierung der Fotoausrüstung, mückendichte Kleidung fehlt.
Ohne große Höhenunterschiede verläuft der gut ausgetretene Weg. An einer Stelle vermeldet die Karte, dass der Wieg am Zipfel eines Sees an einem Ufer endet und am anderen wieder beginnt. Und dazwischen? Wir lassen uns überraschen und treffen am Ufer ein deutsches Pärchen, das die Stelle gerade durchwatet hat. Einfach und sehr erfrischend für die Füße sei es gewesen! Die Beiden haben auch unheimlich schwere Rucksäcke – 33 und 30 kg! Wir schlüpfen also in die Watschuhe und beginnen die Furt. Sehr erfrischend?? Das Wasser ist unglaublich kalt! Das ist ja an sich nichts Neues, aber durch die Länge der Furt doch sehr schmerzhaft. Wir machen Pausen auf Steinen, um für kurze Momente der Kälte zu entgehen.
Die restliche Etappe soll möglichst kurz werden. Ein Zeltplatz ist etwa 1 km weiter gefunden, so dass wir in den wohlverdienten Feierabend starten können. Das war heute doch eine ganz schön lange Strecke. Auch auf einer Höhe von etwa 700 Meter fliegen die Mücken zahlreich und gestalten unser Abendessen nicht so richtig gemütlich. Heute gibt es eine Reispfanne nach Balkan-Art (lecker) und eine Nudelsuppe mit Käse (ebenfalls lecker). Ziemlich schnell ziehen wir uns ins Zelt zurück – mückenfreie Zone! So richtig strotzen wir nicht vor Energie und entspannen uns ausgiebig. Obwohl wir tagsüber ziemlich viel getrunken haben, haben wir weiterhin unheimlichen Durst. Haben auch wirklich sehr geschwitzt heute. Das Trinken vernachlässige ich tagsüber häufig beim Wandern, werde morgen mehr darauf achten müssen.
Der Tag war schön! Ich habe ihn wirklich genossen. Die Strecke war überwiegend leicht zu gehen, auch nach Überschreiten der Nationalparksgrenze in den Sarek gab es genügend Bohlenwege.