Etappe 11: Kraftakt im Vistasvággi
Vorwarnung: Die Beschreibung der folgenden Etappe ist von jemandem vorgenommen worden, der besonders empfindlich auf nasses Wetter reagiert ;-)
Wieder gut geschlafen! Gegen 8 Uhr sind auch die Hausherren wach, und wir genießen ein gemütliches Frühstück – zur Abwechslung mal ohne Kinder. Es gibt Brot, Knäckebrot, geräucherten Lachs, Käse, Cornflakes und Birnen-Filmjölk. So startet man doch wirklich gut in den Tag!
Bisher regnet es übrigens entgegen der Vorhersage nicht, so dass wir unsere Rucksäcke packen und aufbrechen. Wir werden von der ganzen Familie unheimlich nett verabschiedet. Vielleicht kommen wir ja mal wieder?
Wir verlassen Alesjaure in Richtung Vistasvággi. Schon bald kommen wir in einen kurzen Regenschauer, der aber zum Glück schnell vorüber zieht. Von nun an durchwandern wir das schöne Vistasvággi, das mir schon vor drei Jahren ausgesprochen gut gefallen hat.
Trotzdem geht es heute nicht so richtig gut: Ich komme nur schwer in die Gänge und die bevorstehenden zwei langen Etappen machen mir schon vorher zu schaffen. Der Untergrund entwickelt sich schließlich genau in die Art von Weg, den ich nun so gar nicht mag: Keine schönen Aussichten ins Tal, viel Weidengestrüpp, viel auf und Ab – und vor allem Wasserlöcher ohne Ende. Häufig ist der Weg extrem überspült und wir patschen durch tiefes und sumpfiges Gelände. Es ist einfach so gar nicht mein Ding. Als wir an einer Stelle durch 20 cm tiefes Wasser laufen, würde ich am liebsten die Stöcke in den Wald werfen. Hätten wir nicht den einfacheren Rückweg über Abisko nehmen können?
An der Vistasstugan legen wir unsere geplante lange Pause ein und zahlen gern die Gebühr für Tagesgäste. Nie gab es auf dieser Tour einen besseren Moment für mein Notfall-Snickers! Wir entscheiden uns außerdem zur Zubereitung einer großen Portion Chili con Carne und einer Fruchtsuppe. Pausieren und Kraft tanken, so heißt die Devise. So langsam bessert sich auch meine Stimmung. Und das sogar noch mehr, als Alexander mir eine Ölkorv aus dem niedlichen “Shop” überreicht. Draußen scheint nun sogar die Sonne. Und auch wenn ich den Weg nicht mag – mir geht es zumindest deutlich besser.
Pünktlich, als wir uns zum Aufbruch entscheiden, frischt der Wind draußen deutlich auf und eine graue Wand schiebt sich näher. Was nun? es könnte nur ein kurzer Schauer sein oder für mehrere Stunden regnen. Tapfer entschließen wir uns dennnoch zum Aufbruch, wir wollen gern noch einiges an Strecke schaffen heute. Kurz nach dem Start beginnt auch schon der Regen. In etwa 7 und dann noch einmal in etwa 10 Kilometern soll es gute Zeltplätze geben, die ansonsten rar gesät sind so mitten im Wald.
Die nächsten Kilometer gehören ohne Zweifel zu den absolut unschönsten auf unseren bisherigen Touren überhaupt. Was bin ich genervt!! Der Weg bietet nichts außer überfluteten Pfaden, rutschigen Steinen, überspülten und brüchigen Bohlenwegen und sumpfigen Stellen, die unsere Wanderstiefel erst nach einem kräftigen Schmatzen weder hergeben. Immer wieder klatschen mir nasse Birkenzweige ins Gesicht und überhaupt kommt das Wasser nicht nur von oben, sondern durch die dicht am Weg stehende Vegetation auch von der Seite. Ach so, und natürlich auch von innen: Es ist nämlich recht mild und hier im Tag weht absolut kein Lüftchen. Wir schwitzen beide stark. Ich könnte jetzt noch ewig über diesen Abschnitt fluchen.
Nach 10 Kilometern und damit 27 Kilometern heute insgesamt schlagen wir schließlich das Zelt auf. Es ist mittlerweile 22.30 Uhr und die Mücken sind besonders begeistert, noch ein paar Opfer gefunden zu haben. Unsere klatschnassen Sachen türmen sich im Vorzelt und werden wohl kaum trocknen bei dem Klima. Das Innere unseres Zeltes fühlt sich schnell wie eine Sauna an. Oder ein Treibhaus. Zum Trösten gibt es Mousse au Chocolat und noch eine Fruchtsuppe – wir brauchen Flüssigkeit. Mir ist noch nicht ganz klar, was ich morgen anziehen soll – aber die Frage stellt sich erst morgen. Nun erst einmal ausruhen.