Etappe 12: Schlussetappe nach Nikkaluokta
Wir schlafen gut und fühlen uns trotzdem am Morgen nicht ausgeruht. Aber immerhin: Die Sonne scheint, es ist warm, und so fällt das Aufstehen recht leicht. An die Mücken sollten wir uns mittlerweile gewöhnt haben – trotzdem nerven sie beim Frühstück. Eine wahre Invasion bevölkert unser Vorzelt.
Heute am letzten Wandertag brauchen wir beide unsere Frühstücksvorräte auf und haben jeder eine besonders große Portion zur Verfügung. Beim Zusammenpacken finde ich eine Nacktschnecke, die meine Matte vollgeschleimt hat – eklig. Später weitere drei auf meinen Gamaschen und eine größere am Griff meines Stocks. Zum Glück habe ich einen Mann an meiner Seite, der mich von diesen hochgefährlichen Tieren befreit.
Nachdem ich gestern noch hochmotiviert war, möglichst weit bis Nikkaluokta zu wandern und vielleicht ganz auf einen Bootstransfer zu verzichten, so ändere ich meine Meinung heute schnell: Heute ist kein Tag für Heldentaten. Mein rechter Fuß schmerzt heute heftig und überhaupt fühle ich mich ziemlich strapaziert vom gestrigen Tag.
Der Weg verläuft ähnlich wie gestern, wenn auch an einigen Stellen über etwas weitere Ebenen. Nass ist er allerdings ebenso, und ein ums andere Mal stehe ich ratlos vor einem Wasserloch und suche verzweifelt nach einem trockenen Weg. Irgendwann gebe ich mehr oder weniger auf – meine Schuhe sind so nass wie noch nie. Noch nicht einmal im Sarek hatte ich so nasse Füße.
Wir machen heute so einige Pausen und kommen nicht sonderlich schnell voran. Der schönste Moment ist für mich der, als plötzlich das Schild mit dem Bootsverkehr auftaucht. Und noch nie war ich so gern bereit, Geld für eine Bootsfahrt auszugeben.
Ohne langes Nachdenken bestellen wir also das Boot und folgen der Markierung zum Anlegeplatz. Dieser Weg ist dann tatsächlich das nasseste Stück bisher überhaupt. In Strömen läuft das Wasser von oben in die Schuhe.
Egal. Wir sind fast da. Schneller als erwartet hören wir den Bootsmotor. Die Fahrt ist unheimlich schön und hätte sich als als normaler Ausflug gelohnt, wenn es keine Abkürzung für uns gewesen wäre. An einer Stelle springt ein Elch in den Fluss und schwimmt durch´s Wasser – und ich habe kein vernünftiges Objektiv zur Hand!
In Nikkaluokta lassen wir es uns gleich gut gehen: Bei einer Kaffeepause genehmige ich mir ein Stück der absolut sündigen Daim-Torte.
Kurz danach gibt es noch ein Abendessen: Renskav mit Kartoffelpüree und Preiselbeeren.
Wir sind geduscht, tragen frische Kleidung und fühlen ins insgesamt ziemlich zufrieden. Wir übernachten in Hütte Nummer 4 und ruhen uns aus für die Rückfahrt nach Deutschland am nächsten Tag.