Tag 8 – Landmannalaugar

Ein wirklich heftiger Tag mit vielen Tiefen und einer Höhe liegt hinter uns. Wir stehen kurz nach 5 Uhr auf. Wir wollen die anderen Hüttenbewohner nicht wecken und bewegen uns ganz leise. Das Frühstück ist heute mal kalt, die Kücheneinrichtung darf erst ab 7 Uhr genutzt werden.

Wir sind auf das Schlimmste gefasst – und es wird bestätigt: Weiterhin bläst der kräftige und böige Wind und dazu gibt es Dauerregen aus der Waagerechten. Aber – ich habe mir ja vorgenommen, nicht mehr so viel zu jammern. Also Augen zu und durch. Ist ja nur Wasser und Wind.

Nach Anstieg hinter Alftavatn ist nicht so schlimm wie befürchtet. Eine Furt wartet auf uns: Da kommen wir nicht mit Schuhen drüber. Hat ja auch kräftig geregnet, der Wasserstand ist hoch. Ich nehme die Watschuhe, Alexander furtet mit nackten Füßen. Und das bei dem Wetter – der Arme!

Später noch eine weitere Furt: Wir versuchen es diesmal, ohne die Schuhe auszuziehen und bekommen prompt nasse Füße. Na prima! Alexander rutscht danach noch an einer ungünstigen Stelle aus: Weißer lehmartiger Schlamm klebt an Handschuhen, Rucksack und Hosen.

Der Wind ist wirklich heftig! Immer mal wieder stell ich mich auf meine „vier Beine“ und hoffe, nicht umgeweht zu werden. An einigen Stellen raucht es aus dem Boden – sieht spannend aus! Aber so richtig haben wir beide keinen Blick dafür. Auch die restliche Umgebung auf dem Pass sieht vielversprechend aus. Nur leider liegt er komplett in den Wolken und – ach ja, der waagerechte Regen stört die Sicht doch etwas.

Die Hütte… kommt gefühlt etwas früher als erwartet. Allerdings sind wir auch schon 12 km ohne Pause unterwegs. Wir hatten insgeheim auf eine Übernachtungsmöglichkeit in der Hütte gehofft, sie ist allerdings ausgebucht. Campen vor der Hütte ist auch nicht möglich: Zu abschüssig, viel zu viel Wind.

Wir entscheiden uns für eine ausgedehnte Pause inklusive Trocknungsaktion der Kleidung, was allerdings aussichtslos ist. Ich stelle fest, dass meine wasserdichte Hose ganz eindeutig nicht mehr wasserdicht ist. Schuhe und Socken sind ebenfalls komplett durchgeweicht – grauenvoll! Nach dem Verzehr einiger Riegel zu Stärkung geht es weiter.

Ich erliege mal wieder dem Irrglauben, dass es doch irgendwann mal Windschatten geben müsste! Stark wie eh und je macht der Wind er sogar das Bergablaufen sehr anstrengend. Irgendwie kommt es mir allgemein oft so vor, als würden wir bergauf laufen. Irgendwann setzen mir wohl doch die schwierige Strecke und die wenigen Pausen zu.

Irgendwann entdecke ich untrügliche Zeichen dafür, dass wir uns Landmannalaugar nähern: Es begegnen uns Leute in Jeans! Gut, dass die Etappe dem Ende entgegen geht. Alexanders neuer Rucksack ist eine einzige Katastrophe: Er hängt förmlich auf Kniehöhe. Er spielt mit dem Gedanken, die Neuinvestition nach dem Urlaub feierlich zu verbrennen.

Unser Zelt bauen wir in Landmannalauger abseits von dem hässlichen und überfüllten Zeltplatz auf – auf einem Parkplatz. Mir ist weder nach einem Besuch im Shop noch in den heißen Quellen. Ich will einfach nur in den warmen Schlafsack. Wir sind beide ziemlich unterkühlt.

Zum Abendessen gibt es Kaiserschmarrn, der wirklich lecker ist. Allerdings lieg er durch die teigige Konsistenz wie ein Stein im Magen. Eine heiße Brühe hilft beim Aufwärmen.

Unsere Ausrüstung ist vor allem eins: Nass. Fast der gesamte Inhalt Alexanders Rucksacks hat Nässe abbekommen, trotz Regenhülle. In den Vorzelten befinden sich so dermaßen nasse Kleidungsstücke, die bei dem anhaltenden Dauerregen auch niemals trocken werden.

Morgen soll es ANGEBLICH aufklaren, mit Schauern – und ab übermorgen dann richtig schön. Ich glaub gerade kaum daran. Wir werden morgen wohl nicht weiter laufen, sondern hier in Landmannalaugar pausieren. Die Landschaft verspricht einiges, sollte das Wetter sich mal etwas bessern.