Tag 12 – Áfangagil
Wir entscheiden uns zum Weiterwandern. Aus dem frühen Start wird nichts. Früh am Morgen gibt es Nieselregen, tief hängende Wolken und schlechte Sicht. Wir schlafen weiter. Gegen 9 Uhr starten wir dann doch, bei grauem aber trockenem Wetter.
Die heutige Etappe ist vor allem eines: Lang. 22 Kilometer kommen heute wieder zusammen. Dafür ist sie überwiegend flach – eine Wohltat! Trotzdem ist sie nicht immer leicht zu gehen, da wir überwiegend durch Kies, Schotter und vor allem tiefen Sand laufen – sehr kraftraubend.
Wir durchqueren weite Ebenen, die bei der Windstille noch ruhiger und weiter wirken. Die Pflöcke zur Wegmarkierung sind über weite Strecken sichtbar. Etwa auf halber Strecke erreichen wir einen Fluss, dessen Furt eine echte Herausforderung darstellt. Schuhe und Hosen werden ausgezogen, dann geht es diesmal ziemlich tief ins eiskalte Wasser. Mehr als einmal findet der Stock zwischen den Steinen keinen Boden, dazu kommt die starke Strömung. Wir schlagen uns beide mächtig die Zehen auf, kommen aber heil am anderen Ufer an. Dort haben wir uns eine ausgedehnte Pause wirklich verdient – aber so richtig genießen können wir sie nicht. Heute gibt es nämlich ein ziemliches Mückenproblem. Bisher war unsere Bekanntschaft mit den isländischen Mücken nur kurz, aber heute dürfen wir sie intensiver kennenlernen. Das Gute ist: Sie stechen nicht. Das Schlechte: Sie umschwirren uns unaufhörlich in großen Wolken und kriechen bevorzugt in Ohren und Augen. Auch in späteren Pausen gönnen sie uns keine Ruhe.
Beim Blick auf eine große Ebene in der Nähe des Hekla-Vulkans glauben wir nicht recht zu sehen: Mitten im Nichts ist eine Art Zeltstadt aufgebaut, umgeben von Bussen, Autos und vielerlei Gerät. Wie eigenartig! Ansonsten begegnen wir außerhalb der Hütten keinem anderen Wanderer – so gefällt mir das.
Die Strecke zieht sich in die Länge, aber wir kommen gut voran. Und erreichen schließlich Áfangagil. Dort bezieht gerade eine „sehr hygienisch“ aussehende Gruppe mit Koffern die Holzhütte. Wir sind die einzigen Camper und genießen die Ruhe. Hier läuft zur Abwechslung auch kein Stromgenerator.
Ich koche wieder – endlich den geliebten Milchreis! Gibt Kraft für die Etappe morgen , die sicher noch einmal anstrengend wird.
Wir sind sehr froh, von Landmannalauger aus noch diese drei Etappen angehängt zu haben. So wird die Wanderung irgendwie komplett, und wir lernen Island zumindest mit etwas weniger Tourismus kennen.
Das wird unsere letzte Nacht auf Wanderschaft! Hoffentlich haben wir noch einmal Glück mit dem Wetter morgen! Ich würde die Wanderung gern trocken und angenehm abschließen.