Reisetagebuch auf Trekkingtouren
Schon seit Ewigkeiten frage ich mich, ob ich mein Reisetagebuch nicht so führen kann, dass es gleich digital vorliegt. Während unserer Reisen bin ich die Reisetagebuch-Verantwortliche. Das liegt zum einen daran, dass ich es einfach sehr gern tue, und sich unsere Schreibstile doch deutlich voneinander unterscheiden. Ein kleines Beispiel:
Beschreibung des Abendessens
Ich würde schreiben:
„Wir haben es uns vor dem Zelt so richtig gemütlich gemacht. Die Luft ist herrlich klar, das warme Abendlich verbreitet eine schöne Stimmung. Wir haben uns heute für Milchreis entschieden, eine meiner Lieblingsmahlzeiten auf Wanderungen. Wasser haben wir bereits geholt … usw. … usw.“
Alexander würde schreiben:
„Abends Milchreis. Schönes Wetter.“
So. Wenn man dieses kleine Beispiel nun einmal vergleicht, wird man schnell erkennen, dass bei mir ein nicht unerhebliches Volumen an Text generiert wird. Während jeder Wanderung graut es mir schon davor, diese ganzen Notizen in digitale Form zu überführen. Zwar werden die Berichte nicht 1:1 veröffentlicht, jedoch wäre es toll, sie bereits in digitaler Form als Basis zur Verfügung zu haben, um sie anschließend auszuformulieren.
Da ein Großteil der kommenden Reise ein Solotrip werden wird, rechne ich mit noch mehr Notizen – irgendwo müssen meine Gedanken ja hin. Das Problem hat sich daher etwas verschärft. Ich suche also nach einer Möglichkeit, die mir folgendes bietet:
- komfortables Schreiben von Notizen
- Notizen liegen anschließend in digitaler Form vor oder können leicht umgewandelt werden
- möglichst geringer Stromverbrauch
Mit folgenden Möglichkeiten habe ich mich beschäftigt:
Digitaler Notizstift
Diese Variante hatte ich zuerst im Sinn. Die Idee klingt gut: Man schreibt wie gewöhnlich auf Papier, alle Notizen liegen am Ende bereits als digitalisierter Text vor. Klappt – wenn man Berichten glauben mag – auch recht gut. Nähere Recherchen ergeben folgendes:
- Einige Stifte schreiben nur auf speziellem Papier. Dieses kann man in Blöcken im Format A4 und A5 für horrendes Geld erwerben. Damit scheidet diese Variante für mich aus. Meine Notizbücher sind oft sehr klein, teures Spezialpapier möchte ich auf einer Trekkingtour schon gar nicht bei mir haben.
- Andere Stifte benötigen eine Art Empfänger, den man separat mit sich führen muss. Dieser wird oftmals direkt an einen PC angeschlossen. Damit ist diese Variante für mich ebenfalls nicht nutzbar.
So gut die Idee auf den ersten Blick klang – für eine Tour im Zelt funktioniert das für mich nicht.
Tablet / Smartphone
Die wohl offensichtlichste Variante ist wohl ein Tablet oder mit Einschränkungen ein Smartphone. Es gibt zahlreiche Apps, die das Schreiben mit Stift, mit dem Finger oder natürlich per Tastatur erlauben. Noch dazu könnte man in die Berichte gleich Fotos, Videos oder Tonaufnahmen einbetten. Vom Funktionsumfang und Komfort her sicher eine super Lösung. Wäre da nicht die Akkulaufzeit. So ein Gerät schluckt natürlich jede Menge Energie. Eine für mich sinnvolle Lösung müsste mindestens 15 Tage ohne Nachladen auskommen. Dabei muss es nicht permanent eingeschaltet sein, aber ich möchte auch nicht jeden Mittag oder Abend darüber nachdenken, ob ich das Gerät noch 10 Minuten länger laufen lassen kann oder nicht. Dazu ist so ein Gerät preisintensiv und oftmals nicht wirklich robust. So sehr ich mein iPad im Alltag liebe, auf einer Trekkingtour kann ich mir ein Tablet noch nicht vorstellen.
E-Book-Reader
Per Zufall bin ich bei Amazon auf die Kindle-Werbung gestoßen. Was lese ich da? Zwei Monate Betrieb ohne Nachladen? 170g leicht? Mit der Möglichkeit, Notizen zu hinterlegen? Das klingt ja zu schön, um wahr zu sein. Könnte man so ein Gerät zum digitalen Reisetagebuch umfunktionieren? Zum Verständnis erfahre ich, dass ein E-Book-Reader oft nur dann Energie verbraucht, wenn sich der Bildschirminhalt ändert, also zum Beispiel beim Umblättern. Bei genaueren Recherchen stelle ich folgendes fest:
So ein Reader ist eben ein Reader und kein Writer. Ja, man kann Notizen hinterlegen. Ziel ist aber wirklich lediglich die Kommentierung von Textstellen, kein ausgiebiges Schreiben längerer Texte. Vermutlich würde es gehen – aber sicher nicht komfortabel.
Nutzt man einen Reader ohne physische Tastatur, würde man auf dem Touchscreen tippen müssen. Diese reagieren mit einiger Verzögerung. Ich glaube nicht, dass mich Schnelltipper das glücklich machen würde.
Beim Tippen müsste sich ja theoretisch bei jedem Buchstaben der Bildschirminhalt aktualisieren. Das müsste eigentlich zu einem erhöhten Stromverbrauch führen. Ausprobiert habe ich es nicht.
Letztendlich kam ich zu dem Schluss, dass meine Reisenotizen vermutlich viel kürzer ausfallen würden, wenn das Hinterlegen so umständlich ist. Und da auch ein E-Book-Reader Geld kostet und ein nicht unempfindliches Gerät ist, fällt auch diese Variante weg.
Diktiergerät
Eine weitere Lösung stellt ein Diktiergerät dar. Ich muss zugeben, so richtig intensiv habe ich mich nicht damit beschäftigt. Es gibt Software, die gesprochene Texte offenbar erstaunlich gut in digitale Texte umwandelt. Auf einen Versuch ließ ich es nicht ankommen. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, die absolute Ruhe am Abend vor dem Zelt mit meinem gesprochenen Wort zu stören. Fällt also raus.
Scannen und Handschrifterkennung
Schließlich kam ich auf die Idee, meine handschriftlichen Notizen einfach einzuscannen. In meiner Unbedarftheit bin ich absolut davon ausgegangen, dass eine Software existiert, die meine Handschrift in Text umwandelt. Fehlanzeige! Ich konnte nichts finden. Noch dazu kann ich mir vorstellen, dass man generell recht sauber schreiben muss, um eine gute Umwandlung zu gewährleisten. Nun sitzt man auf Wanderungen nicht unbedingt an einem Schreibtisch und schreibt Schönschrift – vermutlich würde bei der Umwandlung ohnehin kein brauchbares Ergebnis rauskommen.
Das erscheint mir alles nicht optimal. Am Ende entscheide ich mich für die puristische Variante: Notizblock und Bleistift. Am Ende wird eben wieder abgetippt. Kennt jemand Alternativen – ich bin nach wie vor interessiert :-)
Hallo Andrea,
ich stehe gerade vor dem gleichen Problem. Abtippen ist für mich leider keine Lösung: Ich habe mein Blog gerade erst neu aufgesetzt, mit dem Vorsatz, die Reiseberichte der vergangenen Jahre, Schritt für Schritt nachzusehen. Und ich komme beim besten Willen auf keinen grünen Zweig.
Eine kurzfristige Lösung versprach mir Dragon Dictation, eine App, die Gesprochenes in editierbaren Text umgewandelt. Man muss aber recht langsam und genau sprechen. Und mit Städtenamen ist die Software auch nicht so gut. Empfand ich nicht wirklich als Alternative.
Ich werde heute nachmittag mal den Abbyy Finereader testen.
Das iPad auf Reisen werde ich in diesem Jahr testen. Mit Stift oder Tastatur. Vergangenes Jahr habe ich zumindest Stichworte in meine Notizapp am Handy getippt. Schon viel besser.
Viele Grüße
Steffi
Genau diese Gedanken mach ich mir vor meinem 4 1/2 monatigem Südamerika-Trip auch gerade. Danke Andrea, für den Tipp mit Dragon Dictation. Das werd ich als Zusatz zu meinen handgeschriebenen Notizen mal ausprobieren. Sonst ist schreiben an einer Tastatur halt schon unschlagbar…