Etappe 1 – Start in Nikkaluokta
Wir erreichen Nikkaluokta um ca. 4.30 Uhr am Morgen. Mit knapp über 34 Stunden sind wir dieses Mal recht lang unterwegs gewesen, weil wir sparsam fahren mit nur 3,9 Litern/100km. Erste Erkennntis: Es wird ab jetzt für die nächsten zwei Wochen nicht mehr dunkel. Der Schlafmangel macht mir allerdings zu schaffen: Ich (Andrea) bin extrem verpeilt, ziemlich neben der Spur. Registriere kaum, wo ich bin. Wir legen uns auf dem Parkplatz noch eine Weile im Auto schlafen.
Wir schlafen bis kurz nach 8 Uhr und errichten ein improvisiertes Frühstücksbuffet im Auto.
Anschließend werfen uns in unsere Trekkingsachen und ziehen um ins Restaurant, wo Alexander wie ein alter Bekannter begrüßt wird. Waren wir uns vorher schon unschlüssig, welchen Weg wir nehmen, um so schnell wie möglich nach Alesjaure zu kommen, so ändern sich jetzt unsere Pläne schlagartig: Momentan ist überhaupt noch niemand in Alesajaure – und das wird auch die ganze nächste Woche so bleiben! Wir genießen bei Kaffee und Kakao einen unglaublich leckeren Kuchen und entwerfen einen Plan. Mit mehr Zeit wollen wir nun zunächst nach Tarfala wandern und von dort aus weiter sehen.
Wir treffen zufällig im Restaurant einen von Alexanders Bekannten aus Nikkaluokta. Dieser schlägt vor, nicht durch das Tal in Richtung Kebnekaise Fjällstation zu wandern, sondern direkt durch die Berge. Klingt gut – Vorschlag angenommen.
Obwohl wir noch eine Nacht in Nikkaluokta bleiben könnten, wollen wir nun einfach los. Wir packen und bereiten uns im Nieselregen vor. Schönes Wetter sieht anders aus. Es ist grau und feucht, dabei recht warm. Die Mücken sind sehr lästig, und ich bin schnell froh, dass wir uns zumindest vorerst gegen den Weg im Visttasvággi entschieden haben.
Gleich zu Beginn haben wir richtig Glück: Ein junger Elch! Gleich neben dem Weg! Ich hätte ihn mal wieder gar nicht bemerkt, so sehr bin ich immer damit beschäftigt, nicht zu stolpern. Es ist der erste männliche Elch, den ich in freier Wildbahn zu Gesicht bekomme.
Nach wenigen Kilometern verlassen wir den Standard-Weg und stapfen von nun an bergan. Wenigstens den größten Anstieg wollen wir heute hinter uns bringen. Sehr schnell sind wir ziemlich nass: Das Wetter und die Anstrengung fördern intensives Schwitzen, dazu kommt das Wandern durch den nassen Wald. Dass sich die Anstrengung lohnt, zeigt sich beim Blick zurück, nachdem die Baumgrenze passiert wurde: Ein herrlicher Blick zurück ins Tal – wunderbar!
Ein wenig gehen wir noch, bis ich das Ende des Wandertages anpeile. Der Schlafmangel zeigt sich deutlich, ich habe einfach keine Lust mehr. Vor lauter optimalen Zeltplätzen können wir uns kaum entscheiden und wählen zielgerichtet einen aus, auf dem wir recht abschüssig liegen. Wie ist denn das passiert?? Das Auspacken und Einrichten des Zelts dauert am ersten Tag immer besonders lang. Bei dem Wetter wird bis morgen garantiert nichts trocknen. Ich habe die Zusatzeinlagen für meine Wanderschuhe vergessen und mir gleich am ersten Tag heftige Blasen unter der Fußsohle geholt. Sehr unschön. Aber darum kümmere ich mich morgen. Zunächst haben wir beide nur ein Bedürfnis: Schlafen. Und dem geben wir auch liebend gern nach.
Nach drei Stunden Ruhe genießen wir einen kleinen Carazza-Snack und beobachten das sich ständig wechselnde Wetter. Und irgendwann hört es auf zur wechseln. Der Himmel ist blau, die Sonne scheint und die Schönheit der Landschaft wird wieder sichtbar. Unsere Sachen trocknen nun doch noch unglaublich schnell, und wir verbringen noch etwas Zeit draußen. Was für ein schöner Tagesabschluss!