Tag 7 – Zurück nach Kvikkjokk

Sonntag, 19. August 2012

Die Nacht ist schön… draußen weht der Wind, der allerdings nicht bis unten am Zelt ankommt, sondern weit über uns in den Baumgipfeln rauscht – wie schön! Leider beginnt es auch zu regnen, immer wieder hören wir Tropfen auf dem Zelt. Mist. Ich kann gar nicht sagen, wie nervig ich Regen finde. Ich hoffe auf Besserung, bis zum Morgen. Sieht auch gut aus! Aufgrund der gefühlt hundert Mücken im Vorzelt koche ich draußen – und werde prompt vom nächsten Schauer wieder ins Zelt verrieben. Wir packen langsam zusammen und packen auch das pitschnasse Zelt ein. Es nützt ja nichts, wir wollen schließlich in Kvikkjokk ankommen.

Die ersten Kilometer fluche ich ununterbrochen. Das hat nichts mit Wandern zu tun! Wir stolpern einfach nur durch den Wald, so geröllig und rutschig und nass ist der Weg. Ständig rutsche ich auf Steinen oder glatten Wurzeln weg, mir schlagen nasse Zweige ins Gesicht oder die Bäume entladen die nassen Regentropfen auf mir und in meinem Nacken. Dazu wird man von außen nass und schwitzt von innen – ich könnte noch ewig weiter jammern! Ich bin einfach ein Schönwetterwanderer.

Wir machen nur wenige Pausen, macht bei dem Wetter ja doch keinen Spaß. Sitzsteine gibt es hier auch keine. Bin schlecht gelaunt. Irgendwann erreichen wir die Kreuzung, an der wir am Montag nach Pårek abgebogen sind. Von hier aus noch 6 Kilometer durch den andauernden Nieselregen. Die Bohlenwege sind in einem überwiegend schlechten Zustand, was das Gehen bei nassem Wetter nicht einfacher macht. Näher in Richtung Kvikkjokk wird der Weg zum Glück einfacher zu gehen, und wir legen einen ziemlichen Gewaltmarsch hin. So lang und schnell am Stück sind wir in dieser Woche noch nie gelaufen. Es macht aber auch keinen Spaß. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir Kvikkjokk. Unsere Wanderung ist beendet! Sie war wunderschön und der letzte Tag zählt einfach nicht. Besonders schön waren für mich die Einsamkeit, die Weite der Landschaft und der leichte Charakter der Wanderung. Unheimlich erholsam und gemütlich.

Wir versuchen, die nassen und dreckigen Sachen gut im Auto zu verstauen und gehen noch einmal zur Fjällstation. Dort bekomme ich, wovon ich schon die ganze Woche über träume: Ein Eis ☺ Wir beschließen, noch heute nach Jokkmokk zu fahren. Nach 120 Kilometern erreichen wir den Skabram-Campingplatz und beziehen eine Hütte. Dort sieht es nach wenigen Minuten extrem chaotisch aus – wir verteilen alle unsere Sachen hier drin. Einen potenziellen Mitbewohner haben wir auch schon: Eine kuschlige, dicke Perserkatze schleicht sich sofort in die Hütte, wird allerdings leider von Alexander wieder entfernt. Die Dusche ist traumhaft, man fühlt sich gleich viel menschlicher. Wir genießen ein schönes Abendessen in der Pizzeria in Jokkmokk, wo ich meine geliebte Rentierpizza mit Preiselbeeren esse. Nach einem Luxus-Einkauf mit allerlei Leckereien geht es zurück zum Campingplatz, wo wir den Abend mit Kartenrecherche, Proviantinventur und bei Kerzenschein ruhig ausklingen lassen.

Ich muss zugeben – ich bin bereit, nach Hause zu fahren. Morgen direkt mit dem Kanu weiter zu fahren, geht mir beinahe zu schnell. Ich bräuchte eigentlich 1-2 Tage Pause, um mich zu erholen und für die nächste Etappe vorzubereiten. An die dritte Etappe am Kebnekaise mag ich noch gar nicht denken. Meine größte Sorge gilt wie immer dem Wetter. Nun hatten wir nur einen richtigen Regentag und der hat mir schon richtig zu schaffen gemacht. Für schlechtes Wetter bin ich einfach nicht gemacht und leide sofort immer sehr darunter. Könnte man schönes Wetter kaufen – ich würde einiges Geld dafür investieren!