Tag 8 – Einstieg Rapadalen

Tagesfazit

“Wenn wir hier heil rauskommen, finden wir es im Nachhinein spannend.”

Zur Strecke

Vorbei an den Spokstenen gehen wir durch´s Hochtal Snávvávágge zwischen Bielatjåhkkå und Låddebákte und auf der anderen Seite hinab in Richtung Rapadalen.

Tagesrückblick

Boah… was für ein Tag!!
Erst heute wird mir so richtig bewusst, was es heißt, sich im Sarek Nationalpark zu bewegen, ohne Handyempfang, ohne Wetterprognosen, die nächste Hütte mehrere Tagesmärsche entfernt.

Die Nacht war unruhig, da wir immer mit einem Ohr beim Regen waren. Ab Mitternacht regnete es durchgängig kräftig. Am Morgen stellten wir uns die Frage, wie wir weiter vorgehen. Noch ein Pausentag und das Wetter aussitzen? Den Ausstieg über das Bastavagge probieren? Doch den Einstieg ins Rapadalen wie geplant gehen? Schwierig.Wir entschieden uns, einen Wetterwechsel bzw. eine Wetterberuhigen abzuwarten, und dann wenigstens den anstrengenden Anstieg ins Hochtal in Richtung Rapadalen hinter uns zu bringen als kurze Etappe.Das Wetter kaum uns mit einem Drehen der Windrichtung und einem zusätzlichen Auffrischen des Windes zuvor. Spätestens als Alexander was von „Gestängebruch“ und „gegen die Innenwand des Zeltes lehnen“ sagte, war auch mir klar, dass wir so nicht bleiben können.

Es folgte ein überstürzter Aufbruch zur Mittagszeit. Wie erwartet war der Untergrund so richtig schön nass. Es ist kaum möglich, die Schuhe trocken zu halten, es ist einfach überall morastig und glitschig.

Um das ganze noch angenehmer zu gestalten, hatten wir einen kräftigen Wind von schräg vorn, der uns den Regen ins Gesicht peitschte.Als ich dann sah, welchen Weg wir nach oben nehmen müssen, wurde mir dann doch etwas mulmig… Ich sag eine steil abfallende Felswand, an der entlang sich ein „Weg“ gefühlt senkrecht nach oben zum Hochtal winden sollte. DAS sah gar nicht gut aus!

Nach einem nervigen Weg durch widerspenstiges Weidengestrüpp ging es dann bergauf. Über glitschige Steine und Wurzeln, schlammige Löcher, und das ganze bei anhaltendem Regen und Wind. Sobald eine Böe kam, lehnte ich mich in Richtung Hang, um nicht nach unten gedrückt zu werden.

Mir war das alles nicht geheuer, und ich stellte mir ernsthaft die Frage, ob das nicht doch etwas gefährlich ist.Der Blick ins Tal hätte schön sein können, wäre alles nicht so grau gewesen, und hätte man sich vorallem nicht bei jedem Schritt so unheimlich konzentrieren müssen.

Das letzte Stück raubte mir den letzten Nerv. Die Tritte wurden für mich einfach viel zu hoch, so dass ich mehrmals vor einem hüfthohen Stein stand, auf den ich hoch musste. Was war ich am Fluchen! Die Oberkannte des Felsens schien auch immer weiter nach oben zu rücken.

Oben angekommen hätte ich mich gern umgedreht, die schöne Aussicht bewundert, meine Leistung gewürdigt, und kurz pausiert. Stattdessen begann der Kampf gegen so starke Sturmböen, dass wir uns anschreien mussten, um uns zu verständigen. So suchten wir ersmtal etwas weiter im Hochtal im Hochtal nach einem Ort für eine Pause.Kaum hingesetzt drückte mich eine Böe von meinem Sitzstein. Was ist das nur für ein Mist!?!? Ich hatte so die Nase voll! Wollte einfach nur noch runter ins Tal.Kaum wieder auf dem Weg, fegte mich eine starke Sturmböe bei der Überquerung eines Bachlaufs auf einen Felsbrocken – autsch!! Umgeweht wurde ich bisher noch nie in meinem Leben! Wahrscheinlich befand ich mich bei so einem Sturm bisher eher drinnen.Wenig später erwischte es Alexander, der mit seinem Monster-Rucksack ja auch eine große Angriffsfläche bot. Das darauf folgende Laufen war geprägt von Vorsicht vor den nächsten Böhen. Sobald sich eine ankündigte, hieß es, sich breitbeinig und möglichst stabil auf die Stöcke gestützt hinzustellen. Heute Morgen hatten wir uns noch gefragt, was wir nur für ein Pech mit dem Wetter haben, aber da wussten wir noch nicht, was auf uns zukommt.Sehnsüchtig erwartet ich das Ende des Hochtals und den darauf folgenden Abstieg ins Rapadalen. Dort müssten wir uns ja endlich im Windschatten befinden!Tja, wäre auch zu schön gewesen: Der starke Wind mit kräftigen Böen begleitete uns weiterhin bei dem steilen und rutschigen Abstieg. Ich wollte nur noch heil unten ankommen. Die kleinen Ausrutscher auf Geröllfeldern zähl ich schon gar nicht mehr.Nach dem steilsten Stück machten wir uns auf Zeltplatzsuche. Möglichst windgeschützt sollte der Platz sein – schwierig. Aber das Zelt wurde aufgebaut, und Alexander machte sich nochmal auf den Weg, die Route für morgen zu erkunden.Beim Einräumen des Zelts stellte ich zu meiner großen Begeisterung fest, dass der Wind nun böig von der Seite kam – nicht in Windrichtung des Zelts! Es wurde extrem stark nach innen gedrückt, und mir kam dnur das Wort „Gestängebruch“ von heute Morgen in den Sinn. Die seitlichen Heringe hatten sich gelöst, und ich stemmte mich nun von innen gegen das Zelt, um Schlimmeres zu verhindern.Ausgerechnet, wenn ich alleine bin, passiert sowas! Also einen Hering zusätzlich befestigt, einen neu gesetzt. Und sehnsüchtig auf Alexander gewartet. Der, als er von der Erkundungstour wieder kam, erstmal große Gesteinsbrocken rund um das Zelt auf den Heringen verteilte. Ich war fix und fertig.

Nun sitzen bzw. liegen wir hier, hören auf das wieder einsetzende Regengeräusch auf dem Zelt und erwarten ständig die nächsten starken Sturmböen, die so an dem Zelt reißen, dass man meint, es bricht jeden Moment zusammen. Eine Woche später sollten wir erfahren, dass es tatsächlich ein Orkan war.

Tja, sowas muss man bei solchen Touren wohl erwarten. Die Hoffnung auf schönes Wetter hab ich momentan aufgegeben. Ich will grad nur noch heil irgendwo ankommen, wo man dem Wetter nicht so ausgesetzt ist, und wo einem im Notfall auch jemand helfen kann.Hoffentlich überstehen wir die Nacht gut – sie dürfte in jedem Fall sehr unruhig werden…