Anreise

30. August 2009 

18.30 Uhr Ich dusche ein letztes Mal für wer weiß wie viele Tage. Akkus werden nochmal geladen und die Kleidung für die Fahrt angezogen. Auf der gerade besuchten Geburtstagsfeier ernten wir doch viele skeptische Blicke angesichts unseres Urlaubs. Meine ohnehin vorhandene Aufregung wird von Geschichten über abgefrorene Zehen und Bären noch gesteigert.
19.30 Uhr Routenplanung. Anhand der Landkarte von Schweden erstellen wir einen Spickzettel für die Zeit, in der ich fahre, da wir uns vermutlich nicht auf der Strecke bewegen wollen, die das Navi uns vorschlägt.
21.36 Uhr Los geht´s! Natürlich gab es auch eine Menge Reiseproviant für die Fahrt, bestehend aus acht Scheiben Brot belegt mit Käse und Salami, einem belegten Baguettebrötchen, einer halben Melone, einer Dose Thunfisch, einer Dose Heringsfilet in Tomatensauce, einer Packung Landjäger, einigen Stücken gegrillten Hähnchenfilets und viel Schokolade. Den ersten Teil der Strecke übernehme ich.

31. August 2009

2.00 Uhr Ankunft in Puttgarden auf Fehmarn. Von hier aus kommt man in 45 Minuten mit der Fähre nach Dänemark. Alles geht vollautomatisch: Anfahrt an einen Automaten, Bezahlung mit Kreditkarte, Auffahrt auf die Fähre. Nur zum Einweisen in die einzelnen Spuren wird ein Mitarbeiter eingesetzt. Zum Krafttanken gibt’s auf der Fähre ein Croissant. Als letzten Einkauf in Deutschland haben wir 1kg Äpfel besorgt. Nach der Überfahrt tauschen wir die Plätze und ich schlafe augenblicklich ein.
4.20 Uhr Überqueren der Öresundbrücke nach Malmö. Ich bin dermaßen verschlafen, dass ich nur kurz einen Blick erhasche und sofort wieder einschlafe. Die Bezahlung der Maut auf schwedischer Seite geschieht genauso vollautomatisch wie die Bezahlung der Fährüberfahrt. Die Fahrt durch Dänemark hab ich komplett verschlafen.
7.00 Uhr Tatsächlich etwas wacher realisiere ich erstmal, dass wir tatsächlich schon eine ganze Weile in Schweden sind, und zwar nördlich von Växjö. Mir wird ein baldiges Frühstück versprochen! Ich muss negativ bemerken, dass wir schon lange in Schweden sind, und ich nach wie vor keinen meiner Lieblings-Schokoriegel in den Händen halte.
7.25 Uhr Nach 940 Kilometern sind wir in Jönköping. Im ganzen Auto riecht es nach Landjägern, und meine Skotte-Riegel habe ich immer noch nicht.
7.46 Uhr Raststätte Brahehus. An der Tankstelle erstehe ich endlich die heißersehnten Skotte-Riegel für 12 Kronen pro Stück. Ich bin glücklich ;-) Dann gibt’s Frühstück aus unserem reichhaltigen Proviant mit Blick auf eine alte Ruine. Es ist recht kühl draußen.
13.20 Uhr Nach 1.300 Kilometern sind wir in Falun, wo ich einen Blick auf die Skisprungschanzen erhaschen kann. Das Navi will uns partout an der Küstenstraße entlang schicken, und scheut sich nicht gegen Empfehlungen, wonach wir mitten in einen Wald oder See abbiegen sollen. Wir wehren uns mit Händen und Füßen.
16.30 Uhr Nach 1.562 Kilometern warten wir recht dringend auf eine Tankstelle noch vor Östersund!! Wir haben Glück und können tanken. Die Alpenmilch-Schokolade verteilt sich prima in kleinen Stückchen überall im Auto. Noch immer ist nicht klar, welche Route wir genau wandern wollen. Und ob wir auf der Hinfahrt nochmal irgendwo übernachten. Mh.
18.30 Uhr Nach 1.692 Kilometern biegt in Brunflo endlich dieser blöde Truck ab, der uns ewig ausgebremst hat. Drei CDs von der Beschreibung von Hape Kerkelings Wanderung auf dem Jakobsweg haben wir schon angehört. Er beschreibt seine Schmerzen und Strapazen während der Wanderung doch sehr deutlich, was mich nicht gerade aufbaut ;-)
20.00 Uhr Nach 1.799 Kilometern gibt es Abendessen an einem See in Strömsund. Es sind 13 Grad, und ich verteile erstmal eine ganze Menge von der Melone in meinem Gesicht ;-)
22.30 Uhr Schlafpause nach 1.992 Kilometern am Straßenrand. Wir sind beide doch sehr müde. Schlafsäcke werden ausgepackt und der Wecker auf 4.30 Uhr gestellt.

 1. September 2009

4.30 Uhr Nach einer überraschend gut verbrachten Nacht im Auto klingelt der Wecker.
5.10 Uhr Nachdem die Schlafsäcke wieder verpackt wurden, geht es weiter. Wir erleben anschließend einen herrlichen Sonnenaufgang und nach 2.082 Kilometer sehe ich die ersten Rentiere neben der Straße.
7.45 Uhr Wir zehren nach wie vor von unserem Reiseproviant und genießen ein gemütliches Frühstück an einem herrlich ruhigen See. Das Wetter sieht recht freundlich aus! Mittlerweile hat sich Alexander auch Gedanken zur Wanderroute gemacht.
9.00 Uhr Nach 2.292 Kilometern erreichen wir den Polarkreis! Das Souveniergeschäft, was Polarkreis-Zertifikate für solche Touristen wie mich ausstellt, öffnet allerdings erst 10 Uhr.
9.15 Uhr Wir erreichen Jokkmokk, was ich hier lediglich erwähne, weil mir der Ortsname so gut gefällt ;-)
10.33 Uhr Ankunft! Wir erreichen Kebnats, wo wir unser Auto nach 2.429 Kilometern abstellen. Jetzt geht das große Packen und Umziehen los. Was wir jetzt vergessen, werden wir auf der Wanderung wohl ziemlich vermissen. Letzte Entscheidungen über optionale Gepäckstücke werden getroffen und noch etwas Notfallproviant á la „eine weitere Tafel Schokolade bekomm ich schon noch unter“ wird eingepackt. Das Wetter ist überraschend warm, sehr freundlich und sonnig.
11.30 Uhr Abfahrt unseres Buses von Kebnats Bryggan nach Ritsem. Kurz nach der Abfahrt wird es dunkler und es beginnt zu regnen. Mh. Und ab jetzt lebe ich auch in einem Zustand ohne Zeitgefühl, da meine einzige Uhr in meinem zu 99% ausgeschalteten Handy enthalten ist.
In Ritsem lautet die erste Herausforderung, mit dem schweren Rucksack (23 kg + 3 kg Fototasche) über einen gerölligen Abhang zum Fähranleger zu kommen. Einen Sturz am ersten Tag und noch dazu vor Publikum will ich dann doch vermeiden. Fühle mich allerdings sehr wacklig und bin sehr froh, diese extreme Herausforderung bewältigt zu haben ;-)
Auf der Fähre gibt es einen letzten Kaffee und ich bekomme einen ersten Eindruck von der mich umgebenden Landschaft. Die Höhe der umliegenden Berge wird mir erst jetzt richtig bewusst. Und im Grunde kann ich mir nach wie vor nicht wirklich vorstellen, jetzt 10 Tage hier durch die Gegend zu laufen ;-)
Wir beschließen nach der Ankunft an der Hütte in Vaisaluokta unser Zelt hier aufzuschlagen, und uns den Anstieg für den nächsten  Tag aufzuheben, da Alexander erkältungsmässig angeschlagen ist, und wir beide doch etwas strapaziert von der Reise sind.
Die Mücken sind noch recht aktiv und zahlreich vorhanden, so dass der Zelteingang nur ganz kurz und schnell für das Betreten und Verlassen des Zelts geöffnet wird. Nach Alexanders Gefühl ist es für die Jahreszeit deutlich zu warm, feucht und mückenreich.
Zum Abendessen gibt es heute eine halbe Portion Indisches Curryhuhn mit Polarbrot, was wir auf der Hinfahrt an einer Tankstelle erworben haben. Sehr lecker! Alexander kocht draußen im Regen. Als Behandlung für die Erkältung wird ein Pfefferminztee als Dampfbad verwendet. Draußen regnet es sich ein.

Wir beschließen, vor dem Schlafen noch eine Runde zu gehen und den Weg für morgen zu erkunden. Vorher bringe ich das erste Zähneputzen draußen hinter mich und sehe zum ersten Mal eine Dusche, wie man sie öfters an diesen Hütten vorfindet. Genau in diesem Moment beschließe ich, dass ich auf der Wanderung wohl gar nicht duschen werde ;-)

Der erste Teil des Weges für morgen lässt meinen Respekt deutlich wachsen! Ich mag kaum von einem Weg sprechen, eher von einer Aneinanderreihung von mehr oder weniger großen, moosbewachsenen und rutschigen Felsbrocken. Ich finde das Gehen schon ohne Rucksack anstrengend und befürchte, dass das morgen eine langwierige Angelegenheit mit dem Rucksack wird. Ich muss mich schon sehr konzentrieren und lerne immerhin schon mal, dass ich sicherer auf den Beinen bin, wenn ich nicht von Stein zu Stein laufe, sondern versuche, sicher in die Zwischenräume zu treten.

Ich sehe meine ersten Erdhäuschen der Samen, und sogar eine Kirche, die in diesem Stil errichtet wurde. Leider regnet es recht stark, so dass wir den ruhigen Abendspaziergang nicht ganz so genießen können.

Zurück am Zelt stelle ich fest, dass meine (einzige) Hose schon nach dem ersten Abend komplett verschlammt aussieht. Bin noch nicht dran gewöhnt, immer die Gamaschen anzulegen.

Die Wettervorhersage verheißt nichts Gutes. Hoffentlich regnet es nicht immer so stark wie am heutigen Abend.